Google-Bildsuche, Facebook-Urheberrechtsmanager, Adobe CAI
Wie schreibt Claudia Gerdes so schön in der PAGE: „Revolutionen passieren im Internet heutzutage oft fast unmerklich.“
Google führt bei Bildern den Hinweis „lizenzierbar“ ein. Facebook und Tochter Instagram kündigen einen „Urheberrechts-Manager“ an, Adobe kündigt mit verschiedenen Partnern an, über die Initiative „Content Authenticity Initiative“ letztendlich einen Industriestandard entwickeln zu wollen, der die Herkunft digitaler Bilder besser nachvollziehbar machen soll.
Was passiert da gerade – Fragen über Fragen.
Sind die Herren des visuellen Contents im Internet auf einmal urheberfreundlich geworden? Haben sich Urheberverbände von Fotografen und Illustratoren tatsächlich einmal gegen die Business-Riesen durchgesetzt? Endlich direkt aus der Bildersuche zum lizensierten Bild- Segen für Bildnutzer wie für Urheber*innen?
Ist das große „DANKE“ der Cepic berechtigt?
Nein. Ganz so einfach ist es nicht.
Mit der Digitalisierung (man mag es schon gar nicht mehr hören) hat sich die Kontrolle über „visuellen Content“ massiv verschoben. Vor 25 Jahren – auch da gab es das Internet- lag die Verteilungshoheit noch bei Produzent*inn*en/Urheber*innen. Sie entschieden, ob das Bild auf der eigenen Website, auf der Website von Kunden oder in den Datenbanken beauftragter Nutzungsrechteverwerter/Bildagenturen zu sehen war, konnten die Rechtekette kontrollieren. Google war eine Suchmaschine, die mit guten Keywords zu füttern war, damit Bilder gefunden wurden.
Mit Facebook begann 2004 die Visualisierung des Internets, einem Unternehmen, dessen Erfolgsgeschichte in „Datenklau“ von 20.000 Bildern von einem Uni-Server, deren Veröffentlichung (weder von den Urhebern noch von den Dargestellten autorisiert) und deren Verknüpfung mit Beliebheitsranking begründet ist.
Ranking durch ansprechenden visuellen Content und die technischen Möglichkeiten – Erstellung und Vertrieb von Bildern auch durch Nicht-Profis – hat das Rechts- und Geschäftsmodell der Urheber*innen und deren Nutzungsrechte in Frage gestellt.
Heute konkurriert nicht Profi gegen Profi um die Gunst von Auftraggebern (das wäre das, was dem tradiertem Begriff von Markt entspricht), sondern Profi gegen Profi gegen Amateur gegen kostenlose Angebote gegen Geschäftsmodelle, die mit allem zu tun haben, nur nicht mit der Verwertung von Bildrechten, sondern eher mit Vermittlung von Content Marketing, Hotlinks, Tagging u.v.a.m. und aus diesem Zweck Zugang zu Bilddaten bieten. Diese Geschäftsmodelle haben mit allem zu tun, nur nichts mit der Vermittlung von Nutzungsrechten. Schlecht für Urheber, verwirrend und nicht rechtssicher für Nutzer.
Warum jetzt die Aktivität von Seiten der Big Player?
Gesetzgebung arbeitet langsam, aber sie arbeitet. Wegen der Unterschiede zwischen den Rechtssystemen im europäischen und angelsächsischen Raum versuchen die internationalen Player eine internationale Lösung für ihren internationalen Markt zu finden.
Die Aktivitäten der EU zur Regulierung des Urheberrechts mögen Urheber*innen konfus und widersinnig erscheinen (das wäre ein anderer Beitrag), Regulation behindert aber prinzipiell die Geschäftsmodelle. Zudem sind aktuelle Gerichtsurteile in den USA wie in der EU widersprüchlich, wann von Urheber*inne*n zumindest eine Zustimmung einzuholen und wann ihnen ein Honorar zur Nutzung einzuräumen ist; eine weitere Unsicherheit für das globale Geschäft.
PR und Vorsorge – Urheberfreundlichkeit/Quellensicherheit sorgt für Qualität beim Content und als Argument gegen Regulierung.
Google und Facebook sind offiziell reine „Diensteanbieter“, sind noch für den Content ihrer Anbieter weder gesetzlich noch nach ihren AGB verpflichtet. Beide bauen vor, professionelle Urheber nicht zu verlieren. Beide bauen vor, was zukünftige Gesetze und Rechtssprechung angeht. Das betrifft neben Urheberrechten auch presserechtliche Fragen, Stickwort „Fakes“ bei News und Bildern. Gleichzeitig bleiben Optionen für neue Geschäftsmodelle: Vermittlung von Nutzungsrechten jenseits von Bildagenturen, eventuell in Vereinbarung mit Verwertungsgesellschaften oder als tatsächlicher aktiver Nutzungsrechtevermittler – alles offen.
Adobe ist nicht nur Marktführer für Design-und Bildbearbeitungssoftware, sondern gleichzeitig Anbieter von Bildnutzungsrechten (Adobestock). Zielgruppe sind hier wohl eher die Profis – die Fotograf*inn*en, Grafiker*innen, die Gestalter*innen, die Adobe-Produkte benutzen. In dieser Doppelrolle treibt das Unternehmen die Entwicklung eines neues Industriestandards voran, der Standards wie EXIF, XMP langfristig ersetzen soll. Metadaten, also auch die Zuschreibung zu einzelnen Urheber*inne*n, sollen vor Veränderungen geschützt und in allen Medien fälschungssicher abrufbar sein. Das wird nicht von heute auf morgen passieren, zumal auch die Hardware wie Kameras „CAI-fähig“ sein werden müssen. Es steht zu hoffen, dass die klassischen Adobe-Kunden bis dahin überlebt haben.
Der Bildmarkt dreht immer schneller.
Technische Entwicklung, neue Geschäftsmodelle überholen inzwischen Gesetzgebung und Rechtssprechung um Jahre. Ganze Branchen brechen weg, professionell arbeitende Urheber*innen haben eine bis auf wenige Ausnahmen eher mäßige Perspektiven.
Revolutionen passieren im Internet heutzutage oft fast unmerklich – umso wichtiger, ein Auge darauf zu haben, was gerade passiert, wohin der Kurs geht…
Bildquelle Beitragsbild: © Sabine Pallaske Fotografie